Mittwoch, 23. November 2016

Biomasse ist mehr als Stroh und Sägespäne

Wenn wir an Biomasse denken, kommt uns sofort das in den Sinn, was bei den Ernten an Abfall- und Beiprodukten anfällt - speziell Stroh der verschiedenen Getreidesorten. Vielleicht auch noch das, was bei der Holzwirtschaft übrigbleibt.

Aber Biomasse ist mehr, viel mehr.

93 biogene Abfallprodukte haben Forscher aus Leipzig, Hamburg, Bremen und Jena mithilfe umfangreicher Literaturrecherche zusammengetragen. Und in fünf Gruppen eingeteilt:

Foto: Gerhard Giebener / pixelio.de
  • Landwirtschaftliche Abfall- und Beiprodukte
  • Rückstände aus Wald und Holzwirtschaft
  • Siedlungsabfälle
  • Rückstände aus industrieller Produktion
  • Rückstände aus anderen Bereichen
So erfahren wir, dass Landwirtschaft natürlich auch "Vieh"-wirtschaft, besser Nutztierwirtschaft ist, bei der tierischer Kot anfällt - von Kuhmist über Schweinegülle bis Hühnermist.

In die Kategorie "Holz" fällt auch industrielles Abfallholz (z.B. Paletten).

Zu den Siedlungsabfällen gehören neben den Rückständen (Klärschlämme) der Kläranlagen auch alles, was nicht in einen Recyclingprozess einfließt: Küchenabfälle, Grünschnitt der Gärten, Abfälle der Wochenmärkte, Kantinen und Lebensmittelläden. Öle aus dem Hausmüll und aus Abscheidern.

Zu den industriellen Rückständen gehören die Kadaver kranker Tiere, verendeter Tiere, Schlachtabfälle und andere nicht verwertbare Teile von Tieren. Genauso der Beifang beim Fischfang, der Rückstand von Mühlen und Ölpressen, Kleie, Mehlstaub. Rückstände der Brauereien, inklusive Bierhefen. Rückstände der Weinherstellung und die Rückstände aus vielen weiteren Bereichen der Lebensmittelindustrie und Lebensmittelherstellung.

Unter der letzten Kategorie läuft vor allem alles, was in den Arbeitsbereich von kommunalen Gartenbauämter fällt: Grünschnitt von Parkanlagen und Straßenrändern. Rückstände der Ufer- und Flusswasserpflege.

Die Ergebnisse zeigen ein technisches Biomassepotential von bis zu 1.500 kg pro Kopf der Bevölkerung. Ein Anteil von etwa 60 % wird bereits heute energetisch verwertet. Bis zu 40 % sind noch ungenutzt.

Bis zu 7 % des heutigen deutschen Energiebedarfs könnte mit dieser Biomasse erzeugt werden. 13 % werden es sein, wenn die politisch gewollte Reduzierung des Energiebedarfs um etwa die Hälfte Realität werden wird.

Voraussetzung: Das zur Zeit vorliegende Datenmaterial über anfallende Biomasse sollte komplettiert werden. Speziell im Bereich der Siedlungsabfälle und den Abfällen des städtischen Gartenbaus sind sie noch lückenhaft.

Eine lückenlose Datenlage hätte für die Politik Beschlussfassungs- oder zumindest Entscheidungsfindungs-Potential.

Hier geht es zum Review (Open Access)

 

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